Gerne kaufe ich auf dem Markt in Kempen ein, denn dort ist unter anderem ein Stand vertreten, dessen leckeren Tomaten ich für mich entdeckte. Es handelt sich um Bio-Tomaten, die so lecker schmecken, dass man sich unwillkürlich fragt: “Wie machen die das?” Und genau diesem Geheimnis wollte ich auf die Spur kommen.
Ein Fotoreportage von Peter Roskothen:
Inhalte:
Bei näherem Hinsehen finde ich ein Schild am Marktstand, welches auch den Namen des Landwirtes trägt: Familie Thees. Ein weiterer Vermerk lautet: Bioland Gemüsebau. Hier verkauft ein Biolandwirt direkt an seine Kunden auf Märkten.
Marktbeschicker, das ist ein altes, traditionsreiches Gewerbe in Deutschland. Leider ist es auch ein sehr schwieriges Unterfangen, denn die meisten Menschen arbeiten zu den Zeiten eines Marktes. Ich liebe den Markt wegen seiner Frische und weil es hier vieles zu entdecken gibt, was sich hinterher saisonal beim Kochen verwenden lässt. Die Tomaten von Familie Thees verwende ich in vielen Nudelgerichten und Salaten. Aber mich interessierte nun brennend, warum diese Tomaten so gut schmecken, wo es doch so viele Tomaten gibt, die gar keinen Geschmack haben. Also bat ich darum, den Betrieb von Familie Thees einmal ansehen zu dürfen und wurde prompt eingeladen.
Der Betrieb von Daniel Thees, der für den Bioanbau verantwortlich zeichnet, liegt in Willich-Anrath, etwa 15 Kilometer von Kempen entfernt und in der Nähe von Krefeld oder Düsseldorf. Wer eingeladen ist und auf das Gelände fährt, der findet schnell heraus, dass es übersichtlich ist und sehr sauber.
Seit 1992 ist es ein Biobetrieb verrät Daniel Thees in einem Interview. Vor 40 Jahren fing alles mit Blumen an, vor 30 Jahren wurde Gemüse angebaut, so der Landwirt. Der schlanke, von der Arbeit gegerbte und kräftig aussehende Mann macht einen grund gesunden Eindruck. Herr Thees ist eines von sechs Kindern, welches die Eltern groß gezogen haben. Heute ist 38 Jahre jung. Er hatte bereits 2002 den elterlichen Betrieb übernommen. Gelernt hat der Mann mit dem großen Lächeln den Beruf des Gärtnermeisters mit Fachrichtung Gemüsebau. Jetzt baut er auf 2,5 Hektar Akkerfläche (ca. 25.000 qm) viel Bio-Gemüse und ein bisschen Bio-Obst an.
Sein Nachbar ist sein Bruder Johannes Thees, der viele Biokräuter und die ganz scharfen Chillischoten züchtet. Natürlich findet man viele davon auch auf dem Marktstand von Daniel Thees. Diese wundervollen Bündel voller Lebenskraft und heilender Inhalte lassen sich hervorragend in Salaten oder Tees zubereiten.
Wir sitzen während des Interviews in einer großen, modernen Halle, die als Lagerfläche dient. Nebenan wohnt Familie Thees in gepflegten Häusern vor denen sich Spielsachen und Obst in Körben finden. Seine Frau Eva, so verrät uns der Biolandwirt, ist gelernte Floristin und Ihre Eltern verkaufen ebenfalls seit langen Jahren auf dem Wochenmarkt.
Er selbst verkauft auf dem Markt in Kempen mit der Hilfe seiner Schwester Anna, seit 4 Jahren jeden Dienstag und Freitag seine Gemüse. Dazu hat er einen in der Nutzung zehn Meter langen Hänger auf dem er seine Ware präsentiert. In der Halle, die als Lager aber auch als Packfläche dient, finden sich noch mehr solche mobilen Verkaufsstände, denn die Eltern fahren seit 30 Jahren ebenfalls auf Märkte und verkaufen dort. Neben Kempen beschickt die Familie noch Kaarst Büttgen, Krefeld Fischeln, Krefeld Forstwald und Meerbusch Büderich. Den Hofverkauf hat Daniel Thees 2010 eingestellt, weil die Wochenmärkte sehr viel Aufwand bedeuten.
Warum seine Tomaten so gut schmecken, frage ich den lustig dreinschauenden Menschen mir gegenüber. Es ist eine besondere Sorte und es kommt auf den Anbau an, erwidert der Landwirt. Wichtig sei der Boden, die Kulturführung, die Düngung und vor allem dürfe man nicht auf Steinwolle anbauen. Daniel Thees baut nur die eine Sorte Tomaten auf gutem ebenerdigem Boden an. Hier finden sich keine Tische oder Steinwolle; die Tomaten ranken aus der Bioerde in Richtung Sonne. Sein Bruder hingegen setzt auf etwa 10 Sorten Tomatenvielfalt. Um die Tomaten biologisch anbauen zu dürfen, darf man keine Pestizide verwenden. Bereits vor der strengen Zertifizierung als Biolandwirt, darf man 10 Jahre vorher keine Pestizide mehr verwenden, so erklärt er.
Die richtige Sorte Tomaten, guter Boden, Kulturführung und die Düngung sind das Geheimnis der leckeren Bio-Tomaten
Und dann zeigt mir Landwirt Thees endlich wie er die Tomaten anbaut und vor Krankheiten schützt: Er verwendet Foliengewächshäuser, die ungeheizt sind. Diese haben rundherum viel Luft zum Boden, welche wichtig ist, um die Tomaten vor Krankheiten zu bewahren. Erst im Sommer sind die Tomaten dann rot und reif und werden vor jedem Markttag frisch gepflückt.
Neben den Tomaten setzt der Landwirt vor allem auch auf Kohlrabi, Salate, Ruccula, Petersilie, Spinat Gurken, Paprika und Auberginen. Rosenkohl und Grünkohl gibt es ab Juli in nur einer Pflanzung pro Jahr, so erfahre ich. Von November bis Februar wird auf dem Gelände viel Feldsalat angebaut. Thees erklärt noch den Anbau von Chili, Buschbohnen, Stangenbohnen, Wachsbohnen, Roter Beete und Lauchzwiebeln. Ich staune über die Vielfalt der Gemüse auf dem Gelände und bin überrascht über so viele Bio-Gemüsesorten.
Ich darf jedes Beet und alle Pflanzen und Gemüse ansehen. Bei den Kürbissen (Hokaido) bleibt Daniel Thees stehen, erntet zwei der reifen orangenen Bälle und hält sie sich lachend an den Kopf. Die gute Laune macht offenbar auch den Erfolg seines Gemüses aus und scheint sich auf die Qualität zu übertragen. Für einen kurzen Moment denke ich: Deshalb sind die Tomaten so lecker!
Das Lustigste an der Geschichte verrät Daniel Thees zum Schluß: Er mag selbst gar keine Tomaten!
Ich mag zwar keine Tomaten, aber jetzt könnte ich sie glatt einmal probieren ;-)
Tolle Reportage! Macht Lust auf mehr!
Den Marktstand werde ich auf jeden Fall mal aufsuchen:-)
Schöner Bericht, bin gespannt wie sie schmecken.
Danke dafür.
Ich bin gespannt, was Ihr sagt, wenn Ihr die Tomaten probiert habt. Auf dem Marktstand von Familie Thees findet Ihr auch passendes Basilikum oder andere Kräuter.
Wenn Ihr Euch dann herumdreht, dann findet Ihr bei Schatten original Büffel Mozzarella, der super dazu schmeckt (Tipp).
Hallo Peter!
Dein Tomaten-Blog hat mich sofort angesprochen, denn schon mit dem Betrachten des ersten Bildes beginnt man, den Duft und den Geschmack der Tomaten fast schon im Mund zu spüren. Je mehr man liest, umso intensiver wird diese Vorstellung! Das ist das Wunderbare an deinen Bildern; du verstehst es durch sie, eine Verknüpfung zu den eigenen Gerüchen, Geschmäckern, Erfahrungen und Emotionen herzustellen. Es lohnt sich einfach immer wieder, auf deiner Seite zu stöbern, dann findet man solche Tomaten-Schätze! Liebe Grüße,
Maike