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Ich bin beruflich Fotograf mit eigenem Fotostudio und möchte Ihnen erklären, welche Facetten der Beruf heute mit sich bringt. Als ich mit der Fotografie begann, war ich sieben Jahre alt und hatte eine Kamera geschenkt bekommen. Die ersten Fotos erstellte ich auf der Seiseralm, im Norden Italiens. Ich wanderte schon als Junge gerne, und hier entdeckte ich die Fotografie.
Es folgte eine DDR-Spiegelreflexkamera mit verschiedenen Objektiven, die natürlich noch mit echtem Film agierte. Noch war kein Gedanke an den Beruf als Fotograf. Später, als meine Eltern merkten, dass ich immer mehr Spaß an der Fotografie hatte, kaufte ich mir mit meinem Gesparten und der Hilfe meiner Eltern eine Pentax Spiegelreflex mit einem 50mm 1:1.4 Obejetkiv. Auch damit hatte ich weiterhin wachsenden Spaß am Fotografieren.
Menor war jahrelang mein Vater, der auch leidenschaftlich fotografiert. Der entscheidende Kick zum Beruf folgte über meinen Kunstlehrer, Justus Zedelius, der die Photographic art förderte und ein Fotolabor in der Schule bereitstellte. Dort habe ich Stunden und Tage verbracht mit Entwicklungen von Filmen und Abzügen. Ich hatte einen riesigen Spaß am analogen Fotografieren und probierte viele Facetten der Abzugstechnik (Färbungen, Abzüge vom Dia,…).
Wenn wir ein Zwischenfazit ziehen, dann vielleicht, dass die Fotografie einer Förderung durch Eltern, Partner und bestenfalls einen Mentor bedarf. Vor allem eine Ausbildung (Fotokurse) ist wichtig, um zu erkennen, ob ich Talent habe und beim Fotografieren dieses Glitzern in den Augen bekomme. Erst dann sollte man über den Beruf Fotograf nachdenken.
Jahrzehnte später entschloss ich mich vom Agenturleiter zum Fotografen zu wechseln. Ich war immer schon ein selbstständiger Mensch, dem neben der Fotografie auch das Verkaufen und Marketing im Blut liegt. Es hilft nämlich überhaupt nichts nur gut fotografieren zu können, Sie müssen es auch verkaufen.
Der Fotograf muss gleichzeitig auch Handwerker, Künstler, Marketingleiter, Vertriebler und Buchhalter sein.
Als ich 2001 beruflich fotografierte, gab es noch Aufträge für Berufsfotografen in Hülle und Fülle. Mittlerweile sind viele Amateure auf den Geschmack gekommen und bieten Fotografie zu Preisen an, die völlig an der Realität vorbeigehen. Hochzeitsfotos lassen sich kaum noch verkaufen. Wenn man Hochzeitspaare findet, die einen Profi engagieren, dann meist weil diese selbst fotografieren und die bessere Qualität der Fotos von Profis erkennen. Das Gleiche gilt für Babyfotos, Familienfotos und alle Arten von menschlicher Fotografie privater Kunden.
Platz ist noch für Profis in der Modebranche, in der Presse (extrem schlecht bezahlt), Sports photography and Product photography. Letztere Art der Fotografie hat ebenfalls in der Qualität schwer nachgelassen, weil auch hier Amateure die Preise verderben. Eine fundierte Ausbildung, Meisterschule, Universität oder das Lernen der Fotogafie per Fotokursen ist Voraussetzung für den Erfolg als Berufsfotograf.
The Amateurfotografen unterscheiden sich in miserabler Qualität, schlechter Qualität und einige wenige, die wirklich gut fotografieren können. Doch die meisten Kunden können ein gutes nicht von einem schlechten Foto unterscheiden. Das liegt zum einen daran, dass die Schule in aller Regel keine Ausbildung gibt zum Thema Bildgestaltung. Zum anderen daran, dass Fotografie in Deutschland nicht als Kunst anerkannt ist.
So werden seit Jahren massenweise private Menschen enttäuscht, die über mangelnde Qualität der Hochzeitsfotos, Familienfotos und ähnlichen Fotos klagen. Leider sind viele Momente nicht wiederholbar und werden von schlechten so genannten „Fotografen“ auf immer verdorben. Auch der Verbraucher selbst hat aber Schuld an dieser Entwicklung. Jedem muss klar sein, dass kein guter Fotograf für 5 Stunden sehr anstrengende Hochzeitsfotografie mit EUR 350,- zurecht kommt. Dafür müssen sie nun mal EUR 1.500,- aufwärts rechnen.
Nehmen wir positiv an, Sie haben Talent zur Fotografie und sind überdies neugierig, experimentierfreudig und investieren zudem ein bisschen Geld. Sie benötigen im Laufe der Zeit Kameras, teure Objektive (wir reden hier nicht über Kitobjektive, sondern über Preisklassen von EUR 500,- bis hoch ins scheinbar Unendliche), Stative, Blitze, Aufheller, Computer, sehr gute Monitore, Backupsysteme, Versicherungen, Räumlichkeiten und vieles mehr. Die Anfangsinvestition für dies könnte bei EUR 5.000,- bis 10.000,- liegen. Mit einem guten Studio liegen Sie nach 10 Jahren sicher bei EUR 30.000,- bis EUR 50.000,-. Dazu kommen die noch sehr wichtige Ausbildung in Form von Uni oder von Fotokursen, Investition für Logo, Webseite, Flyer und Büroequipment.
Keiner sollte Sie von Ihrer Idee abbringen. Sie können alles erreichen.
Lassen Sie sich nicht aufhalten, aber seien Sie realistisch. Sie können mit der Berufsfotografie kein großes Geld verdienen. Die Zeiten in Deutschland sind vorbei. Wer Ihnen etwas anderes erzählt, der gehört vielleicht zu den berühmten Persönlichkeiten oder hat ein besonderes Marketing. Beides ist nicht einfach und so selten wie ein Lottogewinn. Selbst in kleinen Orten mit 30.000 Einwohnern gibt es oft bis zu fünf Fotostudios, die miteinander konkurrieren.
Dennoch sind auch viele meiner Fotoschüler, die Fotokurse bei mir belegt haben, wirklich gute Fotografen geworden. Ich vermittle diesen Menschen sogar ab und an Aufträge, die ich selbst aus zeitlichen Gründen nicht annehmen kann, oder die diese Fotografen obendrein besser als ich können. Der eine oder die andere haben tolle Webseiten und fotografieren wirklich ausgezeichnet.
Der Erfolg zeigt, dass man alles erreichen kann, wenn man nur mag. Wichtig ist aber neben dem Talent zur Fotografie auch das Monetäre und das Marketing. Wenn Sie sich keinen professionellen photo course und Ausbildung leisten können, dann sollten Sie es nicht versuchen.
Mit Halbwissen haben Sie heute keine Chance Geld zu verdienen. Sie können dann Ihren Freundeskreis und die Verwandten abklappern, bekommen aber nur Folgeaufträge von diesem Kreis von Personen. Leider wird Ihnen niemand ehrlich sagen, ob Sie Talent haben – das kann auch nur ein Profi oder Lehrer beurteilen.
Für den Beruf Fotograf benötigen Sie
Wenn Sie Fotos nebenberuflich anbieten, dann können Sie meist ausschließlich an Wochenenden Jobs annehmen. Das wird also Ihre Partnerschaft oder Ehe beeinträchtigen. Bedenken Sie auch, dass Sie das ganze auf ehrliche Füße stellen möchten. Dazu gehört dann Ihrem Hauptarbeitgeber von dem Nebenjob zu berichten und ihn genehmigen zu lassen. Auch müssen Sie für die Einnahmen Steuern abführen. Rechnen Sie dazu mindestens ein Drittel der Einnahmen, die an den Staat gehen.
Viele Amateure beginnen mit kostenlosen Aufträgen, die keine Vergütungen erbringen, aber deren Ergebnisse vertraglich vereinbart im Netz gezeigt werden dürfen. Das kann man unter Marketingkosten verbuchen, aber es wird dadurch nicht einfacher. Erstens können Sie davon kein Fotoequipment bezahlen. Zweitens sind die Kunden in der Regel undankbar und wissen nicht um den Wert der Fotos, die sie erhalten haben.
Eine Halbtagesvergütung muss mindestens um die EUR 500,- netto liegen. Warum? Das lesen Sie auf der Webseite in den Linktipps unten (Auftragskalkulation). Wenn Sie weniger verlangen, wird Sie der Kunde sowieso nicht ernst nehmen und Ihre Fotos konsumieren, aber nie den Wert erkennen. Getreu dem Motto: Was nichts kostet ist auch nichts.
Ich biete einen speziell abgestimmten Photography course for beginners und Fortgeschrittene, die alles über die Voraussetzungen, das Marketing und den Beruf Fotografie erfahren möchten. Und tatsächlich: der Beruf Fotograf kann ein Traumberuf sein!
Es ist unbestritten, dass Profifotografen bessere Bilder liefern als Amateure – wie in anderen Berufen eben auch. Wenn ein Fotograf aber allen Ernstes € 1.500.- für eine fünfstündige Hochzeitssession berechnen zu müssen glaubt, dann kann ich jedes Brautpaar gut verstehen, das sich alternativ nach begabten Fotoamateuren im Kreis der Hochzeitsgäste umsieht. Ein Stundenlohn von 300 Euro? Der Gebührensatz eines qualifizierten Rechtsanwalts (wenn er nicht ohnehin nach den günstigeren RVG-Tarifen abrechnet) liegt bei gerademal 160 bis 200 Euro/h!
Im Übrigen musste ich immer wieder feststellen, dass Fotografen häufig ein ausgesprochen schwieriger Menschenschlag sind. Habe oft den Eindruck, dass sie sich prinzipiell für Künstler halten (mindestens auf dem Niveau von Helmut Newton natürlich, auch wenn man in einem Kleinstadt-Fotostudio arbeitet), sich als solche nicht ausreichend gewürdigt fühlen und das dann mit aggressivem Verhalten kompensieren. Insbesondere halten sie es häufig für eine Zumutung, dass der Kunde als Auftraggeber nicht nur die Sache bezahlen will, sondern es auch noch wagt, Wünsche bei der Bildgestaltung oder -wirkung anzumelden. Was als dreister Übergriff in die künstlerische Genialität des Fotografen gewertet wird. Ich halte daher Distanz zu diesem Berufsstand und nehme seine Dienste nur in Anspruch, wenn es gar nicht anders geht.
@Georg Schäfer:
Sehr geehrter Herr Schäfer,
ich schätze Ehrlichkeit, auch wenn es eines gewissen Zynismus bedarf, einem Profi-Fotografen diese Worte als Kommentar zu hinterlassen.
Leider sind in Ihrer Meinung so viele Gedankenfehler, dass ich gar nicht weiß, wie ich das ausreichend beantworten soll. Ich habe mich daher entschieden mal Meinungen zu sammeln, bevor ich selbst darauf eingehe.
Herzlich,
Peter Roskothen
Mal so gesehen. Auto vom Fotografen ist kaputt. Ab in eine kleine Werkstatt. Inhaber frisch verheiratet und zur Hochzeit vom diesem Fotografen fotografiert. Die Nebenkosten sind da wohl ähnlich. Werkzeug, Hebebühne, kostenpflichtige Werkstattprogramme, Weiterbildung und eine Hebebühne kostet garantiert mehr wie eine Profikamera, über Reifen-Wechselmaschinen als Standard wollen wir mal gar nicht reden. Ein paar Kleinteile müssen auch vorfinanziert werden. Pumpe für Scheibenwischer am Audi wechseln. Kann der geübte Laie wohl auch, aber der Profi halt schneller und perfekter. Kostenvoranschlag: Arbeitszeit 1 Stunde = 300 Euro. Was wird der Fotograf wohl sagen?
Zeit zu antworten: Es scheint ein großes Missverständnis vorzuliegen. Der Fotograf, der wirklich gute Bilder abliefert, benötigt noch mal drei Stunden Bildbearbeitung für jeweils eine Stunde Fotografie vor Ort. Entweder sind Profis also nicht transparent genug, oder das wird einfach von Kunden ignoriert. Aber für drei Stunden Fotografie sind 9 Stunden Bildbearbeitung nötig, für 5 Stunden Fotografie sind es bereits 15 Stunden vor dem Rechner.
Außer Acht gelassen wird ebenso die Beratungszeit vor der Hochzeit, die Anfahrtzeit inklusive Kosten und vieles mehr. Ist das jetzt Absicht von denjenigen die das für zu teuer halten oder wird es einfach ignoriert? Ich persönlich mache bei jedem Angebot klar, dass zur Fotografie auch die Bildbearbeitung gehört.
Die Bildbearbeitung gab es auch schon zu Zeiten der analogen Fotografie. Früher wurde diese Arbeit von Fotofachlaboren erledigt. Die verlangten dann auch wirklich gute Preise für korrigierte Abzüge. So war es damals sehr teuer, größere Poster oder mehr Abzüge nachzubestellen.
Weitere Kommentare hierzu findet man übrigens ab sofort auch hier:
https://www.fotowissen.eu/sind-profi-fotografen-zu-teuer/
Ich denke das wird auch ein Teil dazu beitragen: 5 Stunden Fotografie und dann noch zwei Tage Nachbearbeitung. Wieso braucht der Fotograf noch zwei Tage um ordentliche Fotos zu zeigen, er hat doch eine teure Kamera, wird sich eine Laie sagen. Und weiterhin hat der Kunde keinen Beleg „..hat er in den zwei Tagen wirklich das beste aus den Bildern heraus geholt“. Schließlich hat er ja immer gesagt, stellt euch da hin und so hin, damit es ein gutes Bild wird. Und ich denke mal auf den wenigsten Wibsites wird das so transparent dargestellt. Oftmals nur 5 Stunden Fotografie=1500 Euro.
Sehr interessant.
Knipsen kann JEDER. Aber fotografieren ist schon etwas völlig anderes.
Jeder, der sich wirklich mit der Fotografie auseinander setzt, der weiß wovon hier gesprochen wird.
Es gibt Hobbyfotografe ohne Ende. Allerdings sind nur die Wenigsten in der Lage richtig
zu fotografieren. Man sehe sich mal die Bilder in den Communitys an.
Ich fotografiere sehr, sehr gerne und mit Leidenschaft.
Aber ich sehe auch wo meine Grenzen sind. Und es ist eine sehr teure Angelegenheit.
Wie schon geschrieben wurde, ist es mit Arbeit und Aufwand verbunden, gute Bilder zu liefern.